Auf dieser Seite wird über die Lehrer und Kantoren in
Reinswalde berichtet. Obwohl Pastoren, Lehrer und auch die Kantoren zum Teil
ebenfalls auf der Seite "Kirchen" zu finden sind, werden sie auf den
Seiten "Pastoren" und "Lehrer" bewußt erneut aufgeführt.
Mit interessanten Berichten informiert Sie auch das „Sorauer Heimatblatt“ (s. Hinweis unter "Verschiedenes")
Inhaltsverzeichnis für diese Seite:
1. Die lutherischen Lehrer 1848/1849 bis 1945
2. Die Lehrer der evangelischen Gemeinde
3.
Die Kirch- und Gerichtsschreiber, Küster, Schulmeister und Lehrer der evangelischen Gemeinde in Reinswalde
In dieser Übersicht sind Lehrer,
Schulmeister, Kirchschreiber und Küster (diese auch in der ursprünglichen Form
und für die Zeit vor der Reformation) der evangelischen Gemeinde
zusammengefaßt!!!
Zeichenerklärung:
* = geboren, ~ = getauft, ¥
= getraut, † = gestorben, = beerdigt
Johannes Brewinger, am 10.6.1456 wird erstmals ein Küster (Schreiber) namentlich
genannt.
Barbara Domassine überschreibt nach dem Tode ihres Mannes ihr Eigentum an
Johannes Brewinger "Custer des Dorfes Reyniswald", die Schuld zu
Furstenberg. Johannes Brewinger darf alles als Eigentum benutzen. Mehrere Namen
werden genannt.
Wenzel von Biberstein bestätigt das Urteil des Richters und der Schöffen von
Reyniswald wegen einer von Barbara Domassine erbetenen Schuldauflassung.
Richter: Nickil Hersfelder; Schöffen: Hans Rencz, Hans Moller, Gurge Heyncze,
Nickil Smit, Hans Lorenz, Hans Heyncze, George Heynrich, Stephan Renz, Peter
Bertold, Heync Neumann, Nickil Opel, Nickil Tiln als Geschworene des Dorfes
Reyniswalde.
Adam Thebes, war vor 1552 zuerst Kirch- und Gerichtsschreiber in
Reinswalde; dann von 1552 - 1568 ev Pfarrer in Reinswalde; bis 1580 Pfarrer in
Hartwigswalde bei Sagan; * ....., †..... 1580, lt. Rademacher:
Predigergeschichte Sagan, 1934; S. d. Pfarrers Johann Thebes in Lettnitz bei
Crossen
Johann Georg Horstig, von 1720 - 1770 Küster, Schulmeister und Kirchschreiber in
Reinswalde; in Reinswalde wird am 1.11.1751 eine neues Schöppenbuch angelegt.
Richter und Schöffen waren zu dieser Zeit: Richter Christoph Wundke
(Wall-Wundke); Schöffen Christoph Kindler, Johann Hübner, Johann Atte (wohl
Otte?). Kirch- und Gerichtsschreiber war Johann Georg Horstig.
* Bogendorf 1694, † ..... 1779; S. d. Müllers Johann Horstig in Bogendorf; ¥ ..... NN;
Kinder: K. Gottlieb, * Reinswalde 3.6.1763; Prediger in Eulo bei Forst,
Konsistorialrat u. Prediger in Bückeburg, als Privatgelehrter und Dozent
entwickelt er maßgeblich den Vorläufer der heutigen deutschen Stenographie
(Leipzig 1797); und
Kind, *~ Reinswalde 1768; Patin war Rahel Sophia Keyselitz, T. d. ev.
Pfarrers zu Reinswalde Gottlieb Keyselitz
Johann Georg Jäserich,
von 1770/1771 - 1810 Küster, Schulmeister und Kirchschreiber
in Reinswalde;
er bleibt bis ca. 1810 im Amt. Als "Rente" hatte er jährlich 20 Taler
an seinen Vorgänger Horstig zu zahlen, der 1779 starb; * aus Amtitz
Friedrich August
Hesse, von 1810 - 1852 Küster und Schullehrer in
Reinswalde; 1820 wird ihm der Titel "Kantor" verliehen (s.d.); wird
mehrfach beim Glaubenskampf erwähnt (1849/1850).; nach seinem Tod 1852 wird die
vakante Stelle ausgeschrieben; * ....., † Reinswalde 1852
Oswald Hesse, der Sohn des Kantors
Hesse unterstützt 1849/1850 seinen Vater als Hilfslehrer, nachdem dieser zur
"Union" zurückgekehrt war. Bei ihm handelt es sich um den Oswald
Hesse, der 1857 einem Ruf nach Blumenau/ Brasilien folgt, um dort die
neugeschaffenen Pfarrstelle der evangelischen Gemeinde zu besetzen; Gymnasium
Sorau, Stud. der Theologie ...; 1850 Pfarrer in Wreschen/Posen, 1857 erster ev.
Pfarrer in Blumenau/Brasilien; * Reinswalde 11.8.1820, † Blumenau /Brasilien
25.11.1879, ¥ Wreschen ... Wanda Pupke, 1 Kind;
siehe auch: www.blumenau150anos.org.br/pages/pers/pers21.html
Gründer, Ernst Ferdinand, ev., wird in
der Heiratsurkunde seiner Tochter Clara Emma am 7.1.1889 als verstorbener
Küster und Lehrer in Reinswalde genannt;
* ....., † Reinswalde ..... (vor 11.7.1877);
¥ ..... Marie Auguste Therese Kloß, ev., wohnt 11.7.1877, 1882/1889 in Reinswalde,
* ..... † ..... (nach 7.1.1889),
Kinder:
Marie Auguste Florentine, ev., * Waltersdorf 14.4.1847, † .....,
¥ Reinswalde 11.9.1877 Friedrich Wilhelm August Grund, ev., Gastwirt in Reinswalde,
* Lauterbach 20.5.1827, † ....., Sohn des † Freistellenbesitzers
und Garnhändlers inLauterbach,
Kreis Bolkenhain
George Heinrich Grund ¥ † Johanne
Ernestine Henriette Tilch (oder Tisch);
Adolphine Ernestine Luise, ev., wohnt in Sorau, * Waltersdorf 11.4.1854, †
.....,
¥ Reinswalde 11.7.1877 Karl Gustav
Hermann Rex, ev., Fleischer in Sorau,
* Sorau 3.10.1853, † ....., Sohn
des Ackerbürgers in Sorau Johann Traugott Rex ¥ Johanne Ernestine Neumann;
Antonie
Ottilie, ev., Köchin in Berlin; * Reinswalde 1.7.1856, † .....,
¥
Reinswalde 10.5.1882 Albrecht Ludwig Hermann Lange, ev., Zigarrenhändler in
Berlin,
*. Drossen, Kreis Sternberg
6.10.1850, † .....; Sohn des † Steuereinnehmers zu Stolp in Pommern
¥ zu Drossen † Dorothea Lindemann;
Clara
Emma, * Reinswalde 30.10.1859, † .....,
¥
Reinswalde 7.1.1889 Bruno Maximilian Heinrich Blankenheim, ev., Buchhalter in
Sorau,
*. Sorau 3.9.1856, † .....; Sohn
des in Sorau † Zahlmeister und Leutnant im Infantrie-Regiment
Nr. 12 Heinrich Adolph Blankenheim ¥ Amalie Henriette Luise Delisch; und
Gotthard (vermtl.), Lehrer zu Grenzdorf, Kreis Lauban; am 7.1.1889 Trauzeuge bei seiner Schwester
Clara Emma, 23 Jahre alt; * (Reinswalde) ..... (err. 1866), † .....
(Richard) Litta, (Mitteilungen
von Gertrud Hübner, geb. Bogisch am 27. Mai 2001 während eines Telefongespräches);
um 1915/1920 Lehrer und Kantor an der evangelischen Schule, stammte wohl aus
Steinkirchen bei Lübben; nach den Mitteilungen eines Enkels hatte der Großvater
mehrere Brüder und Schwestern, einer von diesen Geschwistern war Richard, der
als Lehrer in der Familienchronik genannt wird. Leider sind keine weiteren
Daten bekannt
NN, die Lücken zwischen Oswald Hesse bis Richard Lindow waren
bisher leider nicht ganz zu schließen, bis auf Küster und Lehrer Ernst
Ferdinand Gründer und Lehrer und Kantor (Richard) Litta
Richard Lindow, 1925 Lehrer an der ev. Schule; von ihm und seinen
Schülerinnen und Schülern gibt es ein Foto von 1928, es wurde im November 1986
im Sorauer Heimatblatt veröffentlicht;
nach dem Adressbuch von 1938 wohnt Lehrer Richard Lindow nicht mehr in
Reinswalde, er war später Mittelschullehrer in Sorau
Kurt Hirschfelder, Lehrer, Dirigent des Männer-Gesangvereins, 1938 im Adressbuch genannt; wann Lehrer Kurt Hirschfelder die ev.
Schule übernahm, ist z. Zt. nicht bekannt, jedenfalls nach 1928;
* ....., † ....., ¥ ..... Klara Hoffmann, * ....., †
.....;
wohnte in Reinswalde: Dorfstraße 151 (= Haus-Nr. 3 = evangelische Schule
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Die Lehrer
der lutherischen Gemeinde
1848/1849 bis 1945
von Reinhard Steinke, Jever
Denen, die
sich in Reinswalde während ihrer Zeit mit dem Nachwuchs der Kirchengemeinde
"abplagen" mußten, wird ganz bewußt mit Teil 5 ein eigener Abschnitt
gewidmet. Als sich im Jahr 1849 das Dorf in zwei Religionsgemeinschaften
teilte, ging auch das Gebäude der nun evangelischen Schule in den Besitz der
Evangelischen Union über. Es war also notwendig, für die große Zahl der
lutherischen Kinder geeignete Räumlichkeiten zu schaffen, da die Unterrichtung
der Schüler durch den "unierten Lehrer" in den Augen der neuen
lutherischen Gemeinde unvorstellbar war. Erst die staatliche Übernahme des
Schulsystems 1910 machte dieser Trennung ein Ende. Ab dieser Zeit bestimmten
zwar die weltlichen Behörden über Lehrpläne und hatten in bildungspolitischen
Fragen die Aufsicht, doch nach "innen" blieb alles beim alten. Es
wurden weiterhin nur Lehrer aus dem lutherischen Gemeinwesen beschäftigt und
die "lutherischen" Kinder besuchten die lutherische, während die
"unierten" weiter in die evangelische Schule gingen.
Mit dem
Neubau des zweiten lutherischen Schulgebäudes endete der erste Teil aus dem
Leben der Gemeinde. Dieses Ereignis war eigentlich ein passender Übergang zu
den Lehrern der lutherischen Schulen, die in früheren Darstellungen immer nur
am Rande erwähnt wurden. Gerade sie und ihre Kollegen von der evangelischen
Schule haben entscheidend das Leben der Dorfbewohner bis in die heutige Zeit
beeinflußt und ihnen gebührt damit ein besonderer Abschnitt in dieser
Darstellung. Doch der geschichtliche Ablauf sollte zunächst Vorrang haben; so
erscheinen sie im Leben der lutherischen Gemeinde erst an dieser Stelle und wir
kehren im Buch der Ereignisse noch einmal in das Jahr des Neubeginns 1849
zurück. Wenn auch der Leser mit den Personen zunächst nichts anzufangen weiß,
weil sie ihm fremd sind, so werden doch die ab 1900 genannten dem einen oder
anderen auch heute noch etwas bedeuten. Zunächst war sehr wenig über sie
bekannt, doch im Laufe der letzten Jahre hat sich einiges Material angesammelt.
In den uns
bekannten Unterlagen aus dem lutherischen Gemeindeleben des 19. Jahrhunderts
wird Friedrich August Hesse nur am Rande genannt. Die Chronisten vergangener
Zeiten erachteten es wohl als nicht bedeutend, obwohl auch er eine ganz
bedeutende Rolle in Reinswalde spielte. Immerhin war er 42 Jahre für die
Erziehung der Kinder mitverantwortlich, denn von 1810 - 1852 versah er das Amt
des Küsters und Schullehrers in Reinswalde und bereits 1820 wird ihm der Titel
"Kantor" verliehen. Doch sein wankelmütiger Glaube – so wurde es
damals gesehen – veranlaßte ihn nach "kurzem Gastspiel als (neuer Alt-)
Lutheraner", in die Arme der unionsorientierten Kirche von Preußen zurückzukehren.
Nach seinem Tod 1852 wird die vakante Stelle für den Bereich der unierten
Schule ausgeschrieben. Friedrich August Hesse wird einige Male beim
Glaubenskampf der Jahre 1848 - 1850 erwähnt und findet während dieser Zeit in
seinem Sohn Oswald Hesse einen Assistenten als Hilfslehrer. Dieser am 11.8.1820
in Reinswalde geborene Sohn folgte 1857 einem Ruf nach Blumenau / Brasilien, um
die dort neugeschaffene Pfarrstelle der evangelischen Gemeinde zu übernehmen.
Nach dem Besuch des Sorauer Gymnasiums und dem Studium der Theologie wird
Oswald 1850 Pfarrer in Wreschen/Posen. Während seiner dort eingegangenen Ehe
mit Wanda Pupke wird ein Kind geboren und sein Tod am 25.11.1879 in Blumenau
beschließt ein ereignisreiches Leben, www.blumenau150anos.org.br/pages/pers/pers21.html.
So gebührt R.
A. Pleetschke (oder Pletsche) die Ehre, der erste genannte lutherische Lehrer
in einer langen Reihe zu sein. Er wurde 1852 berufen und wird noch 1856 und
1860 in Reinswalde genannt. Sein Kollege Lehrer Linke, leider ohne Vornamen,
war seit 1856 als 2. Lehrer tätig. Beide unterrichteten nach den gedruckten
Beschlüssen der Generalsynoden (GS) 1856 "103 Knaben und 109
Mädchen". Linke blieb wohl nicht lange, denn 1860 unterrichtete mit M. F.
Kalf bereits ein anderer als 2. Lehrer. Der "im Schlesierlande"
geborene Karl Gottlieb Bieneck bekam in Reinswalde seine erste Anstellung,
wurde 1864 und 1868 als 1. Lehrer genannt und blieb bis zum 31.1.1873. Dann
wechselte er an die luth. Schule Berlin und unterrichtete dort bis zu seinem
Tod 1887, nach dem er 1879 das Examen für Mittelschullehrer abgelegt hatte
Zeitlich
zwischen Bieneck und dem 1868 als Hilfslehrer erwähnten Paul Kahle – von ihm
ist leider bisher nichts weiter bekannt geworden - erscheint noch ein Lehrer
namens Natusch. Die erfreuliche Mitteilung eines Urgroßneffen vom 23.8.2011
brachte mit dem Namen, dem Geburtsjahr und beruflichem Wirken neue Erkenntnisse
über diesen Lehrer. Johann Ernst Eduard Natusch wurde 1858 in Pfeifferhahn,
Kreis Crossen geboren und unterrichtete als "2.Lehrer" die
lutherischen Reinswalder Kinder vom 1.10.1878 - 30.9.1880.
Der bereits vor Natusch unterrichtende Karl Jungermann und seine Familie müssen
in Reinswalde nachhaltige Eindrücke hinterlassen haben. So ist in Dorothee
Schönes Erinnerungen zu lesen: "... kam Kantor Jungermann mit einer ganz
jungen Frau und einer älteren Schwester, Tante Linchen Jungermann, die den
Mädchen Nähen und Stricken beibrachte, während die Jungen turnten. Der alte
Jungermann war etwas nörgelig, pedantisch und kränklich und ließ sich oft
vertreten durch seinen Neffen Franz Vogt, der wohl als Primaner, später Student
viel bei den Verwandten war. Er (Anm.: wohl Jungermann) war nicht beliebt, denn
trotz seiner kleinen Gestalt war er sehr energisch, ungeduldig und
prügelbereit." Mehrfach wird Jungermann zwischen 1873 und 1898 in den GS
als 1. Lehrer genannt und auch als Gründer des lutherischen Kirchenchores
bleibt er unvergessen. Sein Sohn Wilhelm Jungermann, am 19.8.1891 in Reinswalde
geboren, wird später in mehreren Gemeinden als luth. Pastor eingesetzt.
Desgleichen bleibt auch Karl Jungermanns bereits erwähnter Neffe Franz Vogt in
der luth. Kirche kein Unbekannter. Dieser am 27.4.1869 geborene ältere Cousin
von Pastor Wilhelm Jungermann wurde als Pastor der lutherischen Kirche am
27.4.1894 ordiniert, war als solcher bei Missionsfesten mehrfach Gast in
Reinswalde, schied aber 1910 aus der luth. Gemeinschaft aus und übernahm eine
Anstaltspfarrstelle in der preußischen ev. Landeskirche.
'
Zur Seite standen Jungermann 1882 Carl
Waldhelm und 1886 Eduard Waldhelm als 2. Lehrer, wobei die Frage, ob Carl und
Eduard identisch sind oder Brüder waren, zunächst nicht geklärt werden konnte.
Pfaff notierte in seinen Erinnerungen lediglich "Waldhelm", während
die "GS" von Carl bzw. Eduard Waldhelm berichten. Dorothee Schöne
nennt ihn auch nur "Waldhelm" und zwar vor Jungermann, doch bei
Jungermann irrte ihr sonst so gutes Reinswalder Gedächtnis. (Nachtrag: Inzwischen
konnte diese Frage auch geklärt werden. Urenkel Wolfgang Waldhelm teilt am
28/29.08.2001 mit, daß "Carl und Eduard" eine Person sind, ein
Dankeschön an ihn über die Lebensdaten und die Fotos aus seiner Familie). Die
abgebildeten Fotos zeigen von links: Carl Eduard Waldhelm, seine Ehefrau
Auguste Pauline
Becker und den in Reinswalde am 13.11.1886 geborenen Sohn Max Eduard Kurt Paul
Waldhelm.
Über Linchen
Jungermann, die ihrem jüngeren Bruder half, war einige Zeilen zuvor schon
berichtet worden. Lehrer Jungermann blieb bis 1900 im Dienst und wird von
Johannes Hoffmann im Amt abgelöst. Interessant erscheint mir, daß die hohe
Schülerzahl der in der luth. Gemeinde zu unterrichtenden Kinder aus den Jahren
1882 mit 236, 1886 mit 240 und 1890 mit 236 Jungen und Mädchen in der Vergangenheit
nie und in den Folgejahren bis 1945 nicht wieder erreicht worden ist.
Nachdenklich stimmt dann auch die letzte offiziell bekannte Zählung von 1926,
die mit 50 Jungen und 49 Mädchen (erstmals?) die Schülerzahl von 100
unterschritt. Fünf Jahre zuvor waren es noch 122 Kinder gewesen, lediglich die
Hälfte im Zeitraum einer Generation. Was war geschehen? Ich glaube, für die im
ersten Weltkrieg gefallenen jungen Männer wurde nun der Blutzoll fällig, ein zu
hoher Preis; und auch die Landflucht, bedingt durch die wirtschaftliche
Situation, trug nicht gerade zur Verbesserung der Bevölkerungszahl in
Reinswalde bei.
Hoffmann arbeitete bereits seit 1890
als 2. Lehrer und wird wie erwähnt 1900 als 1. Lehrer Nachfolger von Jungermann
an der luth. Schule in Reinswalde. Von diesem übernahm er auch das Amt des
Kantors. Wie sein Vorgänger versah er ebenfalls das Küsteramt in der Kirche und
hielt auch Lesegottesdienste. Nach über 40 Jahren quittierte er 1931 den
Schuldienst, legte auch als Kantor sein Amt nieder und trat in den Ruhestand.
Hoffmann stammte aus Friedersdorf, er war verheiratet und hatte neun Kinder.
Bis zu seinem Tode im Dezember 1944 wohnte er mit seiner Frau Klara in der
Dorfstraße 58. Er, seine Frau und drei seiner Kinder sind auf dem Reinswalder
Friedhof begraben worden. Im ersten Weltkriege fiel 1916 sein ältester Sohn
Gerhard (Inschrift auf der Ostseite des Kriegerdenkmals), der auch Lehrer
studiert hatte. 1948 starb dann auch noch sein jüngster Sohn, so waren von
seinen 9 Kindern noch 4 am Leben. Zwei seiner Geschwister wohnten mit ihren
Familien ebenfalls in Reinswalde: Schwester Berta mit Ehemann August Griffel
und Bruder August Hoffmann mit seiner Frau Hedwig.
Lehrer Johannes Hoffmann wurden nach
seiner Beförderung zum 1. Lehrer nacheinander mehrere junge Menschen als 2.
Lehrer an die Seite gestellt. Zunächst ist Julius Schulz seit 1901 in
Reinswalde tätig. Dieser wird 1902 und auch noch 1906 als 2. Lehrer genannt,
und wird ebenfalls im August 1904 in der Festschrift von Pastor Pfaff anläßlich
des Turmbaus aufgeführt. Über das genaue Datum seines Abschiedes wissen wir
nichts, es heißt lediglich: "Im Jahre 1907 legte der zweite Lehrer unserer
Schule, der Lehrer Julius Schulz aus gesundheitlichen Gründen sein Amt nieder
und zog nach Lübben." Ihm folgte am 1. April 1907 Dorothee Schöne, da muß
die Lehrerwohnung schon frei gewesen sein. Geboren am 7.2.1885 in Reinswalde
war sie ein echtes Reinswalder Mädchen. Sie blieb aber nur kurz, weil sie nach
dem Tode ihres Vaters, dem ehemaligen luth. Pastor in Reinswalde Paul Albrecht
Schöne, der Mutter beistehen wollte. Dorothee berichtet in ihren Reinswalder
Erinnerungen über diese Zeit bis zum 31. Dezember 1908: "Von 1907 bis Ende
1908 war ich dann als 2. Lehrerin in Reinswalde angestellt, wo ich viel
Anhänglichkeit und Zutrauen erfahren habe von Vaters früheren Gemeindekindern.
Ich wohnte dort ganz allein im kleinen Schulhaus und habe das sehr genossen,
hatte auch zeitweise wochenlang Besuch von Hanna, Tante Luise, einmal auch von
Martin und Johannes. Mutter war nun allein mit den jüngsten Brüdern, die noch
zur Schule gingen - und mit mindestens 4 Pensionären, die sie noch haben mußte,
um mit der kleinen Witwenpension die 3 Jüngsten fertig zu kriegen. Ich gab also
Reinswalde auf und war vom 1. Januar 1909 an wieder Haustochter." Dorothee
Schöne starb nach einem erfüllten Leben am 25.2.1972 in Großenritte. Sie hatte
vor einigen Jahren mit ihren Reinswalder Kindheitserinnerungen einen
nachhaltigen Eindruck bei den Reinswaldern hinterlassen.
An Mathilde Pfaff erinnern sich auch
heute noch viele Reinswalder. Die jüngste Tochter des Reinswalder Pastors
Friedrich Wilhelm Pfaff tritt ihr Amt am 1.1.1909 als zweite Lehrkraft an. Sie
erlebte die Auflösung des eigenständigen lutherischen Schulsystems zusammen mit
Lehrer Hoffmann, das 1910 in staatliche Regie überging. Mehrfach wird sie in
den GS erwähnt, so 1910 als zweite Lehrerin und 1921 und 1926 als Lehrerin an
der luth. Schule in Reinswalde. Sie war ledig, feierte im April 1934 ihr
25jähriges Jubiläum und blieb bis zum bitteren Ende im Jahr 1945. Über ihren
Verbleib nach dem Krieg ist nur bekannt, daß sie mit ihrer Haushaltshilfe,
diese stammte aus Gorpe, 1945 vermtl. zu Ihrem Schwager Albert Burgdorf nach
Rickling geflüchtet ist; weitere Nachforschungen waren dort bislang vergeblich.
Nach der Verstorbenenliste von Martha Lehmann ist sie 1962 verstorben. Ihre
ältere Schwester Emilie war mit Pastor Albert Burgdorf verheiratet, der ab 1919
als Nachfolger seines Schwiegervaters luth. Pastor in Reinswalde wurde.
Nun fehlt in der "Sammlung"
der lutherischen Lehrer von und in Reinswalde nur noch Gustav Meerlender, der
ab 31.12.1931 neben Mathilde Pfaff in Reinswalde tätig war. Der aus dem Kreis
Namslau stammende Sohn des Revierförsters ..... Meerlender wurde am 10.11.1886
in Dammer geboren und lebte nach dem 2. Weltkrieg in Braunschweig, wo er am 11.
oder 12.12.1973 starb. Seine Ehefrau, eine geborene Winkler aus Carlsruhe,
Kreis Oppeln /Oberschlesien, war schon am 21.12.1952 in Braunschweig
verstorben. Sohn und Enkeltochter leben heute in Braunschweig.
Ein Foto vom
5.4.1936 zeigt Lehrer Meerlender mit Pastor Hofmann und den Konfirmanden im
Sorauer Heimatblatt April 1986. Auch Martha Lehmann, geb. Grätz erinnerte sich:
"Sein Nachfolger war der Lehrer Gustav Meerländer aus Namslau. Im Dezember
1931 hielt er seinen Einzug in Reinswalde. Die Kinder begrüßten ihn mit einem
Liede, welches von einer lieben Reinswalderin gedichtet war. Auch die Gemeinde
bereitete ihm einen frohen Empfang. Die Schulkinder waren ihm auch sehr
zugetan. In der Kirche übernahm er dieselben Ämter wie Kantor Johannes
Hoffmann. Nach '45 (1945) hat er seine Heimat in Braunschweig gefunden.";
diese Angaben wurden 1997 von seinem Sohn Dr. Gustav Meerlender bestätigt:
"Er trat am Sylvestertag 1931 nach der Pensionierung von Lehrer Johannes
Hoffmann seinen Dienst in Reinswalde an."
Bleibt als
abschließende Betrachtung festzuhalten: Welche Kraft muß der Glaube unseren
Müttern und Vätern gegeben haben, um die auf sie zu kommenden materiellen und
finanziellen Lasten zu tragen. Bereits im Jahr 1850 wurde durch den Kauf
zentral gelegener Grundstücke eine wesentliche Voraussetzung für die zukünftige
Gemeindearbeit geschaffen. Diese wurde mit Baumaßnahmen und Neuanschaffungen in
etwa 25jährigen Abständen ergänzt oder erneuert. Doch zu einem Zeitpunkt, als
das alt-lutherische Zentrum in Reinswalde in seiner Blüte stand und als
gewichtiger lutherischer Pfeiler in der Region galt, wird dieser Tatsache ein
jähes Ende gesetzt. Nach der Aufgabe des Dorfes, die nun wieder alle
Glaubensgemeinschaften betraf, fand die eine Hälfte der Bevölkerung in Balhorn
bei Kassel eine neue Bleibe. Ein großer Teil blieb in der näheren und weiteren
Umgebung der Niederlausitz, während sich der kleinere Teil über ganz
Deutschland verstreute. Selbst jährliche Treffen in den vergangenen Jahrzehnten
ersetzten nicht die in Jahrhunderten gewachsenen Sozialstrukturen. Die
Reinswalder trafen sich, freuten sich miteinander beim Wiedersehen und hielten
den Kontakt zueinander aufrecht – bis heute. Aber es war nicht mehr dieses
unbeschwerte und durch tiefe Frömmigkeit geprägte Reinswalder Dasein, das die
Bewohner des Dorfes in der einst miteinander erlebten Gemeinschaft formte.
Das Foto zeigt die Kirche, im Vordergrund die
zweite Schule für die kleinen Kinder und dahinter das erstgebaute Schulgebäude.
Dieses wurde später dann von den größeren Schülern genutzt. Über dem Dach sieht
man gerade noch den Giebel und den Dachfirst mit den Schornsteinen des
Pfarrhauses.
"150 Jahre
lutherische Gemeinde in Reinswalde" – (von 1849 – 1999) so lautet die
Überschrift für die Beiträge der vergangenen Monaten, obwohl diese lediglich 96
½ Jahren eigenständig war. Zu Beginn war die Rede von der großen
Weltgeschichte, die eigentlich immer an Reinswalde vorbeigegangen ist. So ganz
stimmt das aber nicht, hat doch auch Reinswalde seinen Anteil dazu beigetragen.
Denn eindrucksvoll und solide rufen auch heute noch die luth. Kirche, das luth.
Pfarrhaus und die beiden luth. Schulgebäude das Ereignis ins Gedächtnis,
welches vor 150 Jahren seinen Ursprung hatte. So mahnt der Kirchturm wie ein
Zeigefinger und erinnert uns an das einstige Zentrum, den verlorenen
Mittelpunkt des lutherischen Gemeindelebens in Reinswalde.
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