Auf dieser Seite "Geschichte" wird über die
Geschichte des Dorfes berichtet. Einiges wird auch auf anderen Seiten zu finden
sein. Dieses ist dann so gewollt, der Zusammenhang stand im Vordergrund.
Mit interessanten Berichten informiert Sie auch das „Sorauer
Heimatblatt“ (s. Hinweis unter
"Verschiedenes")
Inhaltsverzeichnis für diese Seite:
2. Das Hunnenschloß von Reinswalde
3. Postzustellung für Reinswalde ab 1842
Die 700-Jahrfeier von Reinswalde/Zlotnik
Ein Rückblick auf den 18/19.
August 2001
von Reinhard Steinke, Jever
Wer erinnert sich
noch an unseren Besuch im Jahr 1992, als wir, die Reinswalder mit zwei Bussen
und unzähligen Pkw angereist, das Fest des friedlichen Nebeneinander feierten?
Als dieses dann ein Jahr später beim Gegenbesuch unserer polnischen Freunde in
Werben wiederholt wurde, hätte ich nie gedacht, daß wir ein Fest in dieser
Größe noch einmal veranstalten könnten. Doch erneut fanden zwei Busse und
etliche Autos den Weg in unsere alte Heimat – Fracht auch dieses Mal: die
ehemaligen Bewohner mit ihren Angehörigen und Nachkommen. Jedes Mal wieder
beeindruckend ist die überaus herzliche Begrüßung der Zlotniker, die uns in
ihre Häuser bitten mit den Worten: "Mein Haus ist Dein Haus"! So
werde ich über einen Teil dieses Festes berichten, und wie Ihr mich ja alle
kennt, erzähle ich immer eine Geschichte aus der Geschichte; denn dieses Fest
zum Gedenken an die erste urkundliche Erwähnung aus dem Jahr 1301 zählt nun
auch schon wieder zur Geschichte unseres Dorfes Reinswalde/Zlotnik.
Mehr als 700 Jahre sind seit der Gründung von Reinswalde durch unsere Väter
vergangen. Eindrucksvoll haben wir uns bei den Vorfahren an diesem langen
Wochenende im August 2001 bedankt. Bereits am Ankunftstag zog es die ersten
Neugierigen zur Visite nach Reinswalde und der Freitagabend nach unserem
Breslau-Ausflug zeigte uns erneut, daß wir erwartet wurden. Alte
Bekanntschaften wurden aufgefrischt und auch neue Verbindungen geknüpft. Leider
war der Abend bereits so fortgeschritten, daß "Bus 1" wegen
Dunkelheit die Rückfahrt ins Hotel antrat. Doch auch "Reinswalde bei
Nacht" hat seine Reize, denn kurz vor Waltersdorf begegnete uns "Bus
2", der im Dunkeln das nachholte, was wir im ausklingenden Tageslicht
genossen hatten.
Im Anschluß an einen kurzen Abstecher nach Sagan und dem Stadtbummel durch
Sorau stand der Samstagnachmittag ganz im Zeichen der Begegnung. Natürlich war
mein Geburtshaus auf der Wellersdorfer Straße das Hauptziel für Ellen und mich,
und auch Cousin Helmuth mit Familie war als Gast im Haus unserer Großmutter
Martha Schmidt mit von der Partie. So versammelten sich doppelt soviel Menschen
um den (viel zu) reichlich gedeckten Tisch, als Personen in diesem Haus leben.
Doch wieder bewahrheitete sich, daß Zusammenrücken viel Platz schafft, und ich
muß feststellen – es war urgemütlich!!! Stolz zeigte uns Senek seinen Hof und
die Ländereien und - wie nicht anders zu erwarten - noch stolzer natürlich auch
seine drei Zuchtsauen (oder waren es doch fünf ?). Aber wie immer hat alles
einmal ein Ende und nach dem obligatorischen Gruppenfoto – diesmal unter dem
voller Früchte hängenden Mirabellenbaum im Garten – brachen die Besucher auf.
So fand dieser schöne Nachmittag seine Fortsetzung im weiteren Erkunden des
geliebten Dorfes. Auch Helena, die allen bekannte Tochter aus der zweiten Ehe
von Aronette Otte, wurde natürlich nicht vergessen, aber bei unserer Visite in
ihrem Geschäft wirkte sie auf mich dieses Mal zurückhaltender als sonst; ihrer
Freundlichkeit tat das allerdings keinen Abbruch.
Der am späten Nachmittag stattfindende lutherische Festgottesdienst mit
Abendmahl wurde von Pastor Holst aus Balhorn gehalten und auch Pfarrer
Tomkowski war anwesend. Die vorbereitete Gottesdienstordnung in deutscher und
polnischer Sprache führte die Anwesenden durch die gesamte Zeremonie. In seiner
Predigt zeichnete
Holst einen großen Bogen, der von der Gründung des Ortes bis in die heutige
Zeit reichte. Er fragte nach dem gelebten Miteinander seit der Entstehung des
Ortes in den Friedens- und Kriegszeiten, erinnerte auch an das Wechselvolle in
der Geschichte von Reinswalde und seiner Nachbardörfer und hinterfragte, wie
man denn mit Gott gelebt habe? Oder hat man alles als selbstverständlich
angesehen? - Was ist geblieben aus 700 Jahre Reinswalder Geschichte außer
Erinnerungen, Erzählungen, Bilder aus vergangenen Zeiten, Chroniken, usw.
Natürlich wir alle, aber auch Gott ist
geblieben – der Gott, der uns treu ist in seinem Sohn. Pastor Holst wünschte
den polnischen Freunden und uns, " dass wir unsere Kraft und unsere
Hoffnung immer wieder aus dem Wort Gottes bekommen. ..., dass wir Halt finden
in Gottes Wort, der Heiligen Schrift, die von Jesus Christus erzählt. Es ist
gut, daß Gott uns seine Treue versprochen hat. Aber es ist auch gut und nötig,
daß Gott uns durch sein Wort Grenzen setzt und uns daran erinnert: Ist mein
Wort nicht wie ein Feuer und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt?" (Der gesamte Wortlaut
seiner Predigt ist im Reinswalder Mitteilungsblatt "Das Reinswalder
Jahr" Nr. 2 vom Dezember 2001 nachzulesen.)
Zum Schluß erklang das gemeinsam gesungene Lied "Großer Gott, wir loben
Dich" - ein wahrhaft würdiger Ausklang dieses Gottesdienstes. Und
natürlich, wie nicht anders zu erwarten, fanden sich vor der Kirche die
verschiedensten Gruppen zum Plaudern – eben wie in alten Zeiten "Nach-der-Kirche-miteinander-reden".
Dann trennte man sich schweren Herzens bis zum Hauptereignis am folgenden Tag.
Dieser begann ganz unspektakulär. Mit beiden Bussen und etlichen Pkw machte
sich die Gratulationsschar auf den Weg, um das Dorf zu seinem mindestens 700sten
Jahrestag zu ehren. An der Grenze zwischen Waltersdorf und Reinswalde in Höhe
von Edmund Kantika trennte sich ein Teil, wie schon so oft, um das Oberdorf zu
Fuß zu erkunden. Hier ein "Weißt Du noch?" und dort ein "Das war
doch ...!", so ging es gemächlichen Tempos immer weiter, um rechtzeitig
den Gottesdienst mit Pfarrer Tomkowski zu erreichen, an dessen Gestaltung auch
am heutigen Tag Pastor Holst mitwirkte. Höhepunkte dieser Messe unter Teilnahme
der Jugendmusikband aus Zlotnik waren die Segnung der angebrachten
Erinnerungstafel für diesen Tag und die Feier des heiligen Abendmahles. Die
Ansprachen beider Geistlichen befassten sich natürlich mit dem Anlaß dieses
Treffens und beide trafen mit ihren Worten genau das, was das Ziel aller
Menschen sein sollte: Frieden und Völkerverständigung auf dieser Welt.
Zusammengefasst meinte Pastor Holst in seinem Gruß:
"Unsere
Reisegruppe aus Deutschland möchte dieser Freundschaft zwischen den Völkern
Ausdruck geben. Deshalb hat eine Fahrt nach Reinswalde/Zlotnik nicht nur die
Erinnerung im Blick, sondern auch die Begegnung mit den polnischen Bürgern. Es
bleibt die Aufgabe unserer Völker sich für ein menschliches und friedliches
Zusammenleben einzusetzen.
Christen können und sollen ihrem Herrn darin folgen, daß sie Menschen anderer
Völker und Rassen nicht verachten, daß sie mit Fremden im eigenen Land
freundlich umgehen und sich für die einsetzen, die Hilfe brauchen.
Christen sollen nicht schweigen, sondern widersprechen, wenn Menschen verhöhnt
oder diskriminiert werden. Christen können beten für eine tolerante und
friedliche Welt und Gott danken für den Frieden." (Der gesamte Wortlaut ist
ebenfalls im Reinswalder Mitteilungsblatt "Das Reinswalder Jahr" Nr.
2 vom Dezember 2001 nachzulesen.)
Nach eindrucksvollen gesanglichen
Kostproben des Kinder- und Jugendchores aus Zlotnik u. a. mit dem Lied von der
"Schwarzen Madonna" klang dieser Gottesdienst aus und die
obligatorischen Fotos wurden natürlich auch nicht vergessen. Doch es war schon
erstaunlich: der "Nach-der-Kirche-Plausch" fiel wesentlich kürzer aus
als am Tag zuvor. Alles strebte zum Dorfgemeinschaftshaus, in dem unsere
polnischen Freunde das Fest in ihrer ganz eigenen Art vorbereitet hatten.
Nachdem sich jeder einen Platz gesucht hatte, begann der offizielle Teil mit
Ansprachen des Ortsvorstehers von Zlotnik, des Sekretärs als Vertreter des
Bürgermeisters von Sorau und von Klaus Winkler, der außerdem ein
bemerkenswertes Grußwort unseres Bundespräsidenten Johannes Rau verlas. Die
meisten Reden sind in diesem Erinnerungsheft noch einmal nachzulesen. Ein
Höhepunkt der Veranstaltung war sicherlich die Vorführung der Kinder- und
Jugendtanzgruppe. Mit dem in Deutsch vorgetragenen Begrüßungslied machten sie
uns eine ganz besondere Freude, wobei der kleinste Volkstänzer mit seinen etwa
3 Jahren die wohl stimmgewaltigste Kostprobe seiner bisherigen jungen Karriere
gab. Er allein eroberte im Nu alle Herzen im Saal. Natürlich sind auch die
Darbietungen des "Damen-Küchen-Chores" nicht zu vergessen, die gleich
zweimal einen großen Auftritt hatten. Einmal sangen sie gemeinsam mit Monika
auf der Bühne und das zweite Mal hatte ich das Glück, sie für eine
Sondervorstellung ihres außergewöhnlichen Stimmvolumens zu gewinnen. Allein der
Einmarsch in den und der Ausmarsch aus dem Saal demonstrierte professionelles
Können. Das bereits in Balhorn gezeigte Video versetzte uns noch einmal in
diese Situation und alle waren erneut begeistert. Zwischenzeitlich konnte ich
auch meine Rede vortragen, die sich natürlich mit der Geschichte nicht nur aus
Anlaß dieses Festes beschäftigte. Ganz besonders stolz war und bin ich auf die
Verleihung der "Goldenen Sorauer Ehrennadel", die mir im Namen des
Arbeitskreises heimattreuer Sorauer e. V. vertretungsweise durch Klaus Winkler
überreicht wurde. Die Urkunde hat in meinem Arbeitszimmer einen Ehrenplatz
unter einem Ölgemälde meines großmütterlichen Geburtshauses gefunden.
Nun, selbstverständlich wurde zwischendurch auch kräftig zugelangt. Nicht nur
das Essen war reichlich, auch die Getränke mußten bedingt durch die Wärme
mächtig leiden. Gerade die tanzbeinschwingenden Feiernden suchten immer wieder
Erfrischung bei Wasser und Limonade. "Tanz ohne Pausen" könnte man
ohne weiteres diese völkerverbindende, aber schweißtreibende Rastlosigkeit
nennen, die alle umtrieb. Wollte etwa ein großer Teil der
"Dauertänzer" im neuen Guinness-Buch der Rekorde seinen Namen
wiederfinden? Denn beide, Polen und Deutsche fanden und fanden kein Ende, es
war einfach herrlich! Allerdings gaben uns die jungen Musiker einen spektakulären
Einblick in ihr musikalisches Repertoire. Bei dem "Ententanz"
glänzten noch einmal alle Tänzer mit ihrem Können und die wundersamsten
Verrenkungen sind auf Bildern und Filmen für die Nachwelt festgehalten. Es war
wirklich ein schönes Fest zu Ehren unseres Dorfes Reinswalde/Zlotnik, aber so
ist es nun einmal: Früher oder später heißt es Abschied nehmen und dieses dann,
wenn es am schönsten ist! So trug abschließend erneut der "neugegründete
Holsten Chor" einige ungeprobte Lieder vor, und auch dieses Mal klappte es
hervorragend, wie der Beifall zeigte. Bei der spontanen und auch gelungenen
Generalprobe dieses Chores aus Anlaß einer Hochzeit im Hotel in Sorau
entschieden wir uns für Strophen des Liedes "Ein Vogel wollte Hochzeit
machen". Und ich sehe die glückliche Braut noch vor mir, wie sie mit
Tränen in den Augen ihren frischangetrauten Ehemann anstrahlte – mit dieser
Überraschung hatte das junge Paar nicht gerechnet. Wir allerdings mit ihrem
Dankeschön in Form mehrere Flaschen Wodka auch nicht. Respektvoll wie es nun
einmal meine Art ist – wer lacht da? -, fand ich auch gleich für diese
Gesangsgruppe in Anlehnung an die bekannteren Fischer-Chöre den passenden
Namen: "Holst-en Chöre". Nein, nicht nach dem Namen des bekannten
Pilseners, sondern zu Ehren des musikalischen Leiters, den uns begleitenden und
nun ebenso bekannten Pastor Holst aus Balhorn.
Mit abschließenden Dankesworten von Pfarrer Holst an unsere alten und neuen
polnischen Freunde verabschiedeten wir uns, und auch dieses Mal wurde so manche
Träne verstohlen weggewischt. Natürlich gelang auch bei diesem Abschied keine
reibungslose Abfahrt, denn hier mußte noch einmal gedrückt werden und dort
hatte jemand vergessen "Auf Wiedersehen" zu sagen. Dann hatte einer
etwas im Saal liegengelassen und sprang noch einmal aus dem Bus, um das
vermisste Teil noch schnell zu holen. Aber irgendwann war es doch soweit und
unter Winken und Rufen rollten die beiden Busse langsam auf die Dorfstraße. So
manche wehmütigen Gedanken begleiteten diese Abreise, und die Aussagen vieler
Reinswalder: "Das wird wohl das letzte Mal gewesen sein!" widerlegte
ein gewisser Glanz in ihren Augen. Dieser Glanz offenbarte nämlich genau das
Gegenteil dessen, was gesagt wurde. Für einen kurzen Augenblick gestatten wir
uns gegenseitig einen Blick in unsere Seele: Wir sehen uns noch einmal wieder
und vergessen, nein Reinswalde, vergessen werden wir Dich nie!!!
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Das
Hunnenschloß bei Reinswalde
Eine bemerkenswerte, doch vergessene Fundstätte der
Bronzezeit
von Hans-Georg Rudolph
(aus: Sorauer Heimatblatt Februar 1956)
Als 1872 die Eisenbahnlinie zwischen Reinswalde und
Wellersdorf gebaut wurde, stieß man beim Suchen nach geeignetem Baumaterial unweit
des Dorfes Reinswalde auf eine schwache Erhöhung, aus der Findlingsblöcke
ragten. Man trug den Sand ab und stellte erstaunt fest, daß wohlabgezirkelte
Grundrisse von Steinsetzungen sich abhoben. Nach und nach legte man eine von
Menschenhand geschaffene Anlage frei, die gewaltige Mauern in beträchtlicher
Höhe und Stärke in lockeren Verband enthielt, also eine Steinauftürmung ohne
verbindende Mörtelschicht, die als "Cyklopenmauerung" hinreichend
bekannt ist. Der Fundort liegt ungefähr 10 Minuten vom Bahndamm entfernt, hart
am Wege von Reinswalde nach Greisitz, im Süden des Ortes inmitten der Feldmark.
Diese Erhebung wird im Volksmund das "Hunnenschloß" genannt. Ob
dieser Name schon vor dem Fund gebräuchlich war, entzieht sich meiner Kenntnis.
Ich möchte es nicht annehmen, denn sonst hätte diese Aufdeckung nicht solche
Überraschung bei den Dorfbewohnern ausgelöst. Bekannt war zwar das
Hügelgräberfeld in unmittelbarer Umgebung dieses Fundortes, das auch dem
Bahnbau mit etwa 150 sogenannten "Han- oder Hunhäusern", also
Hünengräbern, zum Opfer fiel.
Schon 1577 hatte Kaiser Rudolf II. auf dem "Töppelberge" zwischen
Reinswalde und Wellersdorf Ausgrabungen vornehmen lassen und Erinnerungsstücke
mit nach Wien genommen. Der Volksmund verband mit dem "Töppelberge" die
Vorstellung, daß hier ein König in einem goldenen Sarge nebst seinem
Königsschatz beigesetzt wurde. Noch 1832 standen die drei eichenen Säulen an
dieser Stelle, die der Kaiser zum Andenken setzen ließ. Es ist jedoch nicht
ersichtlich, ob dieser "Töppelberg" mit der Erhöhung des
"Hunnenschlosses" identisch ist.
Das ganze Gebiet um Reinswalde wimmelt von vorgeschichtlichen Altertümern, die
leider in nicht ferner Zeit sinnlos verwüstet oder abgetragen wurden. Noch
zuletzt war es selbst Laien auffällig, daß der schüttere Kiefernwald von
Steinsetzungen übersät war. Ich selbst kam dort mit dem Fahrrade vorbei,
stutzte, stieg vom Rade, untersuchte den Waldboden interessiert und stellte
fest, daß hier Gräber mit erheblichen Steinsetzungen zerstört waren. Ein Teil
der Findlingsblöcke wurde für den Bau der Eisenbahn und zu
Straßenaufschüttungen gesprengt, zum anderen Teil wanderten sie als Wegweiser
auf die nahe Feldmark. So fand ich einen solchen Wegweiser, der 1815 gesetzt
wurde, und der als Kultstein ca 13 unregelmäßig verteilte Mulden aufwies, also
ein "Näpfchenstein" war, der noch nicht fachliterarisch erfaßt und
höchstwahrscheinlich der genannten Gräberanlage entnommen wurde.
Das
freigelegte "Hunnenschloß" wies einen Ringwall auf, der einen Raum
von ungefähr 40 Fuß, das sind 12,56 m, im Durchmesser einhegte und im Osten
durch einen Eingang unterbrochen wurde. Dieser Eingang hatte einen Vorhof, der
wahrscheinlich von einem Sandwall umgeben war. Die Umfassungsmauer in einer
Höhe von 2,50 m und einer Stärke von 1,25 m wies in ihrer unteren Schicht
Steine von derartigen Verhältnissen auf, daß vier Arbeiter sie nur mit Mühe
fortbewegen konnten. In der Mitte des Kreisringes befand sich ein herd- oder
altarähnlicher Aufbau von 1,25 m Höhe, von dem anscheinend die daneben
liegenden Steine herabgefallen waren. Neben diesem Aufbau lagen Töpfe und
Scherben von der gleichen Art wie die, die man in den umliegenden Grabstellen
gefunden hatte und die der mittleren, wenn nicht sogar der älteren Bronzezeit
entstammten.
Andere Urnen und Gefäße fand man in den, einen freien Innenraum umgebenden
Kammern oder Zellen, die durchweg eine Größe hatten, um zwei Kühen bequem Raum
zu bieten. Von diesen umgebenden Kammern fanden sich etwa zehn, die mit einem
Eingang versehen untereinander von Zwischenmauern in einer Höhe von 0.95 m
getrennt waren. Der von diesen Kammern freigelassene Raum im Innern der ganzen
Anlage hatte einen Durchmesser von 7,55 m. Zum Teil waren die Steine
herabgestürzt und lagen neben den Mauern, die wohl ursprünglich noch höher
waren. Das Steinmaterial wurde höchstwahrscheinlich beim Bau dieser Anlage von
dem 157 m hohen Plateau zwischen Reinswalde und Goldbach herantransportiert,
das eine halbe Stunde entfernt lag, da sich ähnliche Steine in der
unmittelbaren Gegend nicht fanden.
Der Schlossprediger Saalborn, dem wir diesen aufschlussreichen Bericht
verdanken, bemerkt hierzu, daß die gefunden Gefäße dem Märkischen Museum in
Berlin und dem staatlichen Museum für Vor- und Frühgeschichte ebenda überwiesen
wurden. Der leitende Ingenieur der Bahnarbeiten, Sühring, fand diese Entdeckung
so beachtlich, daß er von sich aus eine Planskizze der Anlage anfertigte und
dem Märkischen Museum einreichte. Leider unterblieb von seiten der
Fachwissenschaft eine sofortige Untersuchung, die uns nähere Kunde von den
Lebensgewohnheiten unserer Vorfahren ermittelt hätten. So wurde die Anlage als
Materialquelle ausgewertet und damit zerstört.
Steinbauten aus der Bronzezeit sind äußerst selten in Deutschland, in unserer
Gegend überhaupt noch nicht gefunden worden. Vielleicht schloß man in
fachwissenschaftlichen Kreisen aus dem Fehlen ähnlicher Funde auf eine weitaus
jüngere Siedlungsanlage und verabsäumte deshalb die genauere Durchforschung der
Rudimente. Wohnstätten der jüngeren Bronzezeit wurden auf dem Schlossberg von
Witzen und der Burganlage im Sorauer Wald freigelegt. Es waren rechteckige
Hausgrundrisse in Holzkonstruktion. Der Reinswalder Fund weist in eine ältere
Zeit und stellt ein Unikum auf unserem Heimatboden dar. Man hätte annehmen
müssen, daß sich zumindest die Lokalforschung dieser Fundstätte angenommen
hätte, aber auch diese weiß nichts von diesem eigenartigen Fund zu berichten.
Fräulein Margarethe Gebhardt, die das Flurdenkmalbuch des Sorauer Kreises
aufstellte, bemerkt nur kurz den Bericht von Dr. Saalborn und sagt, daß die
Gefäße ins Museum nach Leipzig wanderten und die Steine zum Brückenbau verwandt
wurden. Meine Versuche, nachträglich Klarheit zu gewinnen, scheiterten. Weder
konnte ich die Skizze von Sühring ausfindig machen, die den Saalbornschen
Bericht genauer hätte illustrieren können, noch fand ich Gefäße oder Scherben
derselben, die eine genaue Zeitangabe ermöglicht hätten, noch anderweitige
Bemerkungen in der einschlägigen Fachliteratur. Verabsäumt und vergessen diese
einmalige Gelegenheit, das Dunkel der Vorzeit aufzulichten. Da ich diese
frühgeschichtliche Anlage für so wichtig erachte, daß eine nachträgliche
Klärung dringend notwendig erscheint, so wende ich mich hiermit an die
Landsleute von Reinswalde und Wellersdorf (Lehrer Gustav Meerländer) und
besonders an die Lehrer dieser Orte, die ja die Reste der Anlage aus eigener
Anschauung kennen müßten, mit der Bitte, mir einige Fragen zu beantworten und
mir Nachricht zukommen zu lassen.
1. Wer von den vorgeschichtlich interessierten Landsleuten
kennt die Stelle aus eigenen Beobachtungen?
2. Wer ist in der Lage, eventuell eine Gedächtnisskizze von
den noch erkennbaren Resten der Anlage anzufertigen?
3. Wer hat Gefäßreste an dieser Stelle aufgelesen?
4. Wie sahen diese Scherben aus? Fielen sie durch irgendeine
Bemusterung oder Färbung auf? Welche Farbtönung hatten sie?
5. Sind andere Funde in der näheren Umgebung der Anlage
gemacht worden? Was wurde gefunden?
6. Weiß Herr Dahnert als Pflegschaftsbearbeiter diese
Gebietes etwas auszusagen?
Reinswalde weist neben dem
Hunnenschloß weitere vorgeschichtliche Eigenheiten auf. Ein Burgwall befindet
sich in der Mitte des Ortes, umflossen von Wasser, mit dem Gehöft des Bauern
"Wall-Wundtke" mitten
darin. Um 1912 ergrub der Bauer Märkisch
zahlreiche Urnen aus seiner Feldmark am Verbindungswege zwischen Reinswalde und
der Chaussee nach Benau. Sie entstammten der jüngeren Bronzezeit, die die
Fachbezeichnung "Billendorfer Kultur"
nach ihrem wichtigsten Fundgebiet trägt. Diese Gefäße gelangten zumeist in die
vorgenannten Museen. Karl Pfitzmann
aus Reinswalde sammelte 1915 zahlreiche Urnenscherben im Walde nahe dem Dorfe,
der dem Bauern "Ende-Müller"
gehörte. Er übergab seinen Fund dem Märkischen Museum und bemerkte dabei, daß
sich in diesem Walde noch vielfach ovale Hügel, anscheinend Begräbnisstätten
befänden. Der wichtigste Fund von der Reinswalder Feldmark dagegen blieb
unbeachtet und hätte höchstwahrscheinlich den Namen des Ortes in weiten
Fachkreisen berühmt gemacht, wie es der Name Billendorf für eine Kulturepoche
der Zeit zwischen 800 und 500 vor Christi getan hat.
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Postzustellung
für Reinswalde ab 1842
aus: Sorauer
Heimatblatt Oktober 1965, Seite 5
In der
Fortsetzungsreihe "Die Post in Sorau" von Reinhold Laurisch † wird
interessantes über das Postwesen berichtet und u. a. Reinswalde erwähnt. Der
Abschnitt "Zur Errichtung der Landbriefträger-Anstalten" bringt aus
dem Sorauer Wochenblatt vom Jahre 1842 in der Nr. 18 folgende Veröffentlichung
des Postamtes:
"Des
Herrn General-Postmeister Exzellenz haben folgende Einrichtung behufs einer
schleunigen und sicheren Bestellung der Briefe usw. nach und von dem platten
Lande für den hiesigen Post-Amtsbezirk befohlen: Der als Landbriefträger
angestellte Postbote Gierach bestellt vom 2. Mai d. J. ab sämtliche mit den
Posten ankommende und hier aufgelieferte Briefe und Pakete bis zum Gewicht von
8 Pfd. Gegen einen Bestellgeld von 1 Silbergroschen für Briefe und Sachen bis
16 Loth, und von 2 Silbergroschen für dergleichen über 16 Loth. Ebenso
übernimmt der Landbrief-Besteller die Beförderung von Briefen und Paketen von
einem Dorf zum andern, wenn solche auf seiner unten näher angegebenen Tour
liegen oder nach Sorau zur Abgabe im Postamt, um bestellt oder weiter befördert
zu werden, wofür dieselbe Taxe angewendet wird.
Die Bestellung findet statt:
Montag nach Waltersdorf, Reinswalde, Benau, Friedersdorf, Hermsdorf, Laubnitz, Droskau und Grabig;
Dienstag nach ....., Mittwoch nach ....., bis Sonnabend nach ......
Sorau, den 23. April 1842
Königl. Post-Amt
Groß"
1843
wurde ein zweiter Landbriefträger angenommen, und da am 1.9.1849 die dreimalige
wöchentliche Bestellung eingeführt wurde, erfolgte die Anstellung eines dritten
Landbriefträgers. Seit dem 1.3.1854 findet die sechsmalige wöchentliche
Bestellung statt, und es wurde eine vierte Landbriefträgerstelle eingerichtet.
1875
gehörten noch 20 Ortschaften zum Landbestellbezirk, 1895 nur noch 5 mit 5018
Einwohnern. Postanstalten waren im Laufe der Zeit entstanden in: ....., Benau
1872, ....., Wellersdorf 1876, .....
(Reinswalde wird in dieser Ortsliste nicht erwähnt – Hinweis von rst)
In Sorau
wurden am 1.9.1929 zwei Landkraftpostlinien zur postalischen Versorgung
folgender Ortschaften errichtet: ....., Reinswalde,
.....
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"Vollständiges Staats= Post= und
Zeitungs=Lexikon von Sachsen" von 1822 (Band 9)"
Reinswalde
Reinswalde,
in alten meißn. Urkunden Reyniswalde und
Renyswalde, ein Amtsdorf im Herzogth. Sachsen, im Gubener Kreise der
Niederlausitz (R. B. Frankf., Kr. Guben), 2 Stunden von Sorau auf
Christianstadt, an einem dem Bober zufließenden Bache gelegen. Im Pabstthum gehörte
es in den unter dem Dechant zu Bautzen stehenden Sprengel Sorau, und die
Collatur stand bis 1815 dem Consistorium zu Sorau zu. Der Ort ist bedeutend;
denn er hat außer der Pfarrkirche und Schule, ein Vorwerk, 2 Windmühlen, 150
Häuser und über 1000 Einwohner; unter letztern sind 48 Bauern, 35 Gärtner, 60
Häusler, mit 24 Pferden, 30 Ochsen und 1766 Fl. Schatzung. Außer der
Feldwirthschaft treibt man hier guten Obstbau und cultivirt eigene Baumschulen.
Im Dorfe wird auch viel Leinwand gefertigt, und auf der Flur gräbt man
Raseneisenstein. Laut Streits Atlas gehören auch 2 Wassermühlen zum Dorfe.
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